Neue Behandlungsoptionen für Raucher/innen

Das "12+Programm" für alle Raucher/innen, die weniger rauchen wollen - Pressemitteilung vom 29.06.2007


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Die aktuelle Diskussion um das Rauchen hat zu einer paradoxen Situation geführt: Immer mehr Raucher und Raucherinnen würden gern weniger rauchen, Hilfsangebote gibt es bislang aber nur für diejenigen, die sich schon sicher sind, dass sie vollständig aufhören wollen. Alle anderen bleiben im Regen (genauer: im Rauch) stehen. Das soll sich nun ändern!
Das "12+Programm" ist eine Anleitung zur Selbstkontrolle, um in Eigenregie das Rauchen schrittweise zu reduzieren. Es soll all jene unterstützen, die weniger rauchen möchten, aber nicht gänzlich auf Tabak verzichten wollen oder können. In 12+1 aufeinander aufbauenden Trainingseinheiten werden Strategien und Hilfsmittel bereitgestellt, die zu "kontrolliertem Rauchen" oder – wenn dieser Wunsch besteht – auch zur Abstinenz führen.

Aufhören oder Reduzieren?

In Deutschland liegt die Zahl der Raucher/innen seit längerem bei knapp 20 Millionen. Aus dieser konstant gebliebenen Zahl könnte man schließen, dass viele tatsächlich nicht aufhören wollen. Allerdings verspürt ein gutes Drittel der deutschen Raucher/innen aktuell den Wunsch, etwas an ihrem Rauchverhalten zu ändern. Die meisten von ihnen (ca. 70 %) haben es auch schon einmal versucht – jedoch ohne Erfolg.
Die gleichbleibend hohe Zahl der Raucher/innen in Deutschland könnte aber auch ein Zeichen dafür sein, dass viele von ihnen nicht aufhören können. Es stellt sich dann die Frage, ob es tat-sächlich genügend effektive und attraktive Rauchentwöhnungsprogramme gibt. Das Angebot von professioneller Seite beschränkt sich in Deutschland zurzeit fast ausschließlich auf Rauchstopp-Programme zur Unterstützung von Raucher/innen, die eine völlige Abstinenz anstreben.
Diese Optionen erhalten mit dem "12+Programm" eine wichtige Ergänzung: einen Leitfaden zum kontrollierten Rauchen. Damit soll zum einen eine größere Zahl von Raucher/innen erreicht und zum anderen frühzeitiger zu einer Veränderung eingeladen werden.

Programme zur Selbstkontrolle können als gut bewährte und effektive Hilfen auf dem Weg zu einem kontrollierten, reduzierten Rauchen gelten. Die Effektivität von Selbststeuerungs-, Selbstkontroll- bzw. Selbstmanagementprogrammen ("Behavioral Self-Control-Trainings", BSCT) für eine erfolgreiche Konsumreduktion ist auch wissenschaftlich nachgewiesen; in der klinischen Praxis haben sich diese Programme inzwischen als "Goldstandard" durchgesetzt.
Entscheidend ist bei Selbstkontrollprogrammen, dass schon die Reduktion des Tabakkonsums ein wichtiges Ziel darstellt. Es werden damit erstmals auch Raucher/innen angesprochen, die sich (zurzeit) eine völlige Abstinenz nicht vorstellen können, die aber trotzdem weniger rauchen möchten.
Dieser Ansatz ist zudem ein "niedrigschwelliges" Angebot, da seine Programme
  • anonym bearbeitet werden können,
  • zieloffen gestaltet sind (Konsumreduktion oder Abstinenz sind als Ziele frei wählbar),
  • im selbst festgelegten zeitlichen Rhythmus bearbeitet werden können sowie
  • überschaubar und einladend gestaltet sind.

Wie funktioniert das 12+Programm?

Sich einfach vornehmen, weniger zu rauchen, und das dann einfach tun – das gelingt längst nicht allen. Viele brauchen dabei Unterstützung in Form guter Strategien und Hilfsmittel. Zentrales Element des „12+Programms“ zur Selbstkontrolle ist es, das Rauchverhalten jeweils im Voraus zu planen und an festgelegten Regeln auszurichten. So legen kontrolliert Rauchende die maximale Tages- bzw. Wochenmenge zu Beginn einer Woche fest und registrieren dann täglich ihren tatsächlichen Konsum. Unterstützend können sie aus einer Fülle hilfreicher Strategien die für sie am besten passenden auswählen und finden auch ganz praktische Hilfsmittel vor, wie etwa
  • ein Rauchtagebuch,
  • Rauchprotokolle,
  • eine persönliche Verlaufskurve,
  • einen Notfallplan.

Darüber hinaus werden weitere Informationen und Hilfen angeboten, z. B.
  • für den Umgang mit Risikosituationen,
  • für die Entwicklung rauchfreier Alternativen im Alltag,
  • für den Umgang mit Ausrutschern und Rückfällen und
  • zu Fragen der medikamentösen Unterstützung.

Wie ist das "12+Programm" aufgebaut?

Das neue Programm mit dem Namen "12+Programm zum selbstbestimmten, kontrollierten Rauchen" ist ein in eigener Regie zu bearbeitendes Training, das Raucher/innen dabei unterstützt, ihren Tabakkonsum schrittweise zu reduzieren – sei es, um das „kontrollierte Rauchen“ zu erlernen, sei es, um eines Tages ganz aufzuhören. "12+Programm" heißt es, weil es aus 12 aufeinander aufbauenden Trainingseinheiten besteht. Das "+" steht für einen optionalen 13. Schritt, der vom kontrollierten Konsum zum völligen Rauchstopp führt.
Das 12+Programm gliedert sich in die drei Blöcke Vorbereitung, Änderung und Stabilisierung. Der erste Block Vorbereitung enthält einen umfangreichen Diagnostikteil. Raucher/innen können ihr Rauchverhalten selbst analysieren und erhalten Erkenntnisse über ihre Konsummuster. Es werden neue Informationen über das Rauchen gegeben und es erfolgt eine individuelle Abwägung der Vor- und Nachteile einer Veränderung.
Im zweiten Block Änderung geht es um die eigentliche Änderung des Rauchverhaltens. Und das ist schwer, wenn man sich z.B. vergegenwärtigt, dass ein/e Raucher/in, der/die über 20 Jahre lang eine Schachtel Zigaretten pro Tag geraucht hat, sich in dieser Zeit ca. 150.000 Mal eine Zigarette angezündet hat. An Stelle dieser Gewohnheit wird nun bewusste Selbstkontrolle eingeübt.
Im letzten Block Stabilisierung geht es schließlich darum, die im Training erreichten Erfolge langfristig in den Alltag zu integrieren. Hier richtet sich das Augenmerk auf Risikosituationen und rauchfreie Alternativen, aber auch auf die Vorbereitung auf einen (wahrscheinlichen) Rückfall. Rückfälle und Ausrutscher stellen die Regel dar – sie machen nicht alles kaputt, was bisher erreicht wurde, und es ist wichtig, sich auf eine Rückkehr zum selbstbestimmten Konsum vorzubereiten. In diesem Block geht es auch um die langfristige Zielfestlegung.

Das "12+Programm" richtet sich also an alle Raucher und Raucherinnen, die den Wunsch haben, ihr Rauchverhalten zu ändern – unabhängig von ihrer jeweiligen Abhängigkeits-schwere. Das Handbuch umfasst 168 Seiten sowie einen Anhang mit Arbeitsblättern zu den einzelnen Bearbeitungsschritten.
Das "12+Programm" wurde von Prof. Dr. Arno Drinkmann von der Evangelischen Fachhochschule Nürnberg mit Unterstützung der GK Quest Akademie entwickelt.

Weitere Informationen

im Internet: www.kontrolliertes-rauchen.de.
Hier kann das 12+Programm angefordert werden und es werden auch aktuelle Termine für Vorträge und Fortbildungen bekannt gegeben.
Im nächsten Jahr werden Gruppenprogramme zum "kontrollierten Rauchen" in verschiedenen Städten im deutschsprachigen Raum folgen.
Vergleichbare Programme gibt es seit vielen Jahren für den Bereich Alkohol (vgl. www.kontrolliertes-trinken.de).


118 Zeilen, 6101 Zeichen (ohne Leerzeichen) / dk 29-06-07

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